Die Europäische PhysikOlympiade – kurz EuPhO – bringt seit 2017 die besten Physikschülerinnen und -schüler in Europa und darüber hinaus zusammen. Bei praktischen und theoretischen physikalischen Aufgaben stellen sie ihr Können unter Beweis und versuchen, einen der begehrten olympischen Medaillenränge zu erreichen. Bei der 8. EuPhO, die vom 15. bis zum 19. Juli 2024 in Kutaissi, Georgien, statt­fand, nahmen 255 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 54 Ländern teil. Neben 38 europäischen Ländern waren auch 16 Gastteams anderer Kontinente dabei.

Ausrichter des Wettbewerbs war die Kutaisi International University, auf deren Gelände auch die Teilnehmenden und Delegationsbetreuer untergebracht waren. Die Aufgaben wurden zum Teil von der gastgebenden Institution, primär aber von einem internationalen akademischen Komitee vorbereitet, das sich schon einige Tage vor der EuPhO in Georgien zusammenfand.

Flaggenparade bei der EuPhO 2024. © IPhO - IPN

Für Deutschland sind als Nationalteam Johannes Kröcher (Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium, Dresden), Oleksandr Prasolov (Gymnasium Neutraubling), August Rehdorf (Heinrich-Hertz-Gymnasium, Berlin), Armas Scharpegge (Ratsgymnasium Bielefeld) sowie Jannik Weber (Carl-Zeiss-Gymnasium, Jena) angetreten. Die Fünf haben sich bei der vierstufigen Physik­Olympiade in Deutschland unter mehr als 970 Schülerinnen und Schülern bundesweit ein Ticket für den Wettbewerb gesichert und wurden anschließend intensiv auf die EuPhO vorbereitet. Nach Kutaissi begleitet wurden sie von Prof. Gunnar Friege (Leibniz Universität Hannover) und Pascal Reeck (Karlsruher Institut für Technologie), die das Team vor Ort betreut haben. Darüber hinaus war Dr. Stefan Petersen vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel als Mitglied des akademischen Komitees nach Kutaissi eingeladen.

Einer der Klausurräume der EuPhO 2024. © IPhO - IPN

Während des sehr eng getakteten Programms der EuPhO haben die Olympionikinnen und Olympioniken je eine fünfstündige praktische und theoretische Physikklausur absolviert. Diese waren thematisch abwechslungsreich und anspruchsvoll. In den theoretischen Aufgaben standen eine Aufgabe zu einem entlang einer Begrenzung rutschenden und rollenden Pucks, ein relativistischer Geschenkaustausch sowie die Physik des Fabry-Pérot-Interferometers auf dem Programm. Die praktische Klausur thematisierte den piezoelektrischen Effekt und damit mögliche Messungen von Verformungen von Bällen beim Auftreffen auf eine Oberfläche. 

Im Mittel konnten die Teilnehmenden insgesamt etwa 35 % der Maximalpunktzahl erzielen. In den theoretischen Aufgaben gelang es zwei Olympioniken, alle drei Aufgaben vollständig zu lösen und so die volle Punktzahl zu erreichen. Die Aufgaben und Ergebnisse des Wettbewerbs sind unter https://eupho.ee/eupho-2024 abrufbar.

Auch die deutschen Teammitglieder konnten mit ihren Leistungen überzeugen und wurden bei der Abschluss­zeremonie der EuPhO mit je einer Silbermedaille für Johannes Kröcher, Oleksandr Prasolov, Armas Scharpegge sowie Jannik Weber ausgezeichnet. August Rehdorf konnte sich sogar über eine der begehrten Goldmedaillen freuen, die nur an die etwa besten 10 % des Teilnehmendenfeldes vergeben werden. Im inoffi­ziellen Länderranking nach Punkten erreicht das deutsche Team damit den sehr guten 7. Platz unter den 54 Teilnehmerländern und gehört zu den drei besten europäischen Nationen. Erfolgreicher waren nur Rumänien und, mit hauchdünnem Abstand, Estland.

Die deutsche Delegation bei der EuPhO 2024 in Kutaissi. V.l.n.r.: Pascal Reeck (Betreuer), Jannik Weber (Silber), Armas Scharpegge (Silber), Johannes Kröcher (Silber), Oleksandr Prasolov (Silber), August Rehdorf (Gold), Gunnar Friege (Betreuer) und Stefan Petersen (Mitglied des akademischen Komitees). © IPhO - IPN

Mit 54 teilnehmenden Nationen stellt die diesjährige Europäische PhysikOlympiade einen Teilnahmerekord auf. Bei der 7. EuPhO, die im Juni 2023 in Hannover, Deutschland organisiert wurde, waren es nur 37 teilnehmende Länder. Die hohe Beteiligung in diesem Jahr ist auch darauf zurückzuführen, dass die Internationale PhysikOlympiade (IPhO) 2024 im Iran ausgerichtet wird und viele Länder dorthin keine Delegationen entsenden können. Die EuPhO wurde daher von zahlreichen Nationen als Alternative dazu genutzt. Dies gilt auch für die deutsche Delegation, die sich aus den fünf Siegern der PhysikOlympiade in Deutschland, dem Auswahlwettbewerb zur IPhO, zusammensetzt. Mit der Teilnahme an der EuPhO 2024 konnten sie aber trotz der Nichtteilnahme an der IPhO auf internationaler Bühne überzeugen.

Den Organisatoren der diesjährigen EuPhO gebührt große Anerkennung für den innerhalb von nur einem Jahr organisierten Wettbewerb und ein herzliches Dankeschön für die tolle Gastfreundschaft.

Das Team der PhysikOlympiade in Deutschland bedankt sich ebenso herzlich bei allen Unterstützern des Wettbewerbs für das zurückliegende Wettbewerbsjahr und freut sich auf viele physikbegeisterte Schülerinnen und Schüler in dem Auswahlwettbewerb zur IPhO 2025.

Eindrücke von der EuPhO 2024